Mit der Rückbesinnung auf funktionsfähige Auenlandschaften gewinnt die gesamträumliche Wiederherstellung auentypischer Standortfaktoren und Prozesse an Bedeutung. Eine Aue in unmittelbarer Nähe einer Großstadt unterliegt jedoch vielfältigen Einflüssen. Die Entwicklungen in Siedlungs-, Verkehrs- und Versorgungsstruktur (sog. Raumwiderstände) stellen eine große Herausforderung für die Auenrevitalisierung inmitten der wachsenden Stadt dar. So sind zum Beispiel sowohl der Hochwasserschutz als auch die Siedlungsentwässerung auf die Entwässerungsfunktion der heutigen Neuen und der Alten Luppe ausgerichtet. Ein Konzept, das diese Raumwiderstände im Kontext der Auenentwicklung bewertet und die unterschiedlichen Aspekte integriert sowie Lösungsansätze skizziert, ist daher unabdingbar.
Im Verbundprojekt Lebendige Luppe arbeiten entsprechend die Partner seit Ende 2018 gemeinsam mit regionalen Akteuren, wie den unteren Naturschutz- und Wasserbehörden, den Natur- und Umweltschutzvereinen NABU Leipzig und BUND Leipzig sowie dem Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie verstärkt an einem übergeordneten, mittel- bis langfristigen Entwicklungskonzept zur Revitalisierung der Elster-Luppe-Aue. Eine Ausweitung der Beteiligung auf weitere Landesbehörden wie die Landestalsperrenverwaltung (LTV) ist vorgesehen.
Ziel ist es zunächst, ein integriertes Leitbild zu erarbeiten, das den langfristig anzustrebenden Optimalzustand der urbanen Auenlandschaft darstellt. In diesem Schritt werden bestehende Raumwiderstände weitestgehend ausblendet. Nachfolgend sind diese existierenden Raumwiderstände aufzuzeigen und zu bewerten. Dabei wird unterschieden, ob diese dauerhaft unveränderbar sind oder in den nächsten Jahrzehnten gegebenenfalls so angepasst werden können, dass sie dem Erreichen des Leitbildes nicht entgegenstehen.
Auf dieser Grundlage wird bis Ende 2022 ein Handlungsprogramm bzw. Maßnahmenkonzept erarbeitet werden, das der Umsetzung eines tatsächlich realisierbaren Entwicklungszieles dient und die Funktionsfähigkeit der Aue gesamträumlich wiederherstellen soll. Je mehr Raumwiderstände im Rahmen einer schrittweisen Umsetzung von Revitalisierungsmaßnahmen überwunden, d. h. abgebaut oder gemildert werden können, desto mehr kann sich das tatsächlich realisierbare Entwicklungsziel dem Leitbild annähern. Eine Revitalisierung der Elster-Luppe-Aue von Leipzig und Schkeuditz durch Umsetzung von Maßnahmen kann nur in mehreren Teilprojekten über einen längeren Zeitraum gelingen.
Zugleich ist es mit Hilfe des Entwicklungszieles möglich, zukünftige Planungen von Maßnahmen, wie z.B. die Erneuerung von Straßen, Kläranlagen etc., im Kontext der Auenentwicklung zu prüfen. Im Juni 2020 stimmte der Stadtrat der Erarbeitung des Auenentwicklungskonzeptes zu.