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Rückblick zur Amphibien-Frühlingsexkursion an die Papitzer Lachen

aus Teilnehmerperspektive

Exkursionsleiter René Sievert stellt das Gebiet vor und informiert über dessen ökologischen Wert. | Foto: Moritz Glüer
Exkursionsleiter René Sievert stellt das Gebiet vor und informiert über dessen ökologischen Wert. | Foto: Moritz Glüer

Welche wichtigen und vielfältigen Ökosysteme intakte Flussauen mit ihren vielen verschiedenen Lebensräumen sind, konnte am 14. April bei der Exkursion zu den Papitzer Lachen im nordwestlichen Auwald zwischen Leipzig und Schkeuditz erkundet werden. Start der Wanderung zu den wertvollen Amphibiengewässern war der Modelwitzer Steg über die Weiße Elster. René Sievert, Biologe und Vorsitzender des NABU-Regionalverbands Leipzig, welcher die Exkursion leitete, gab zunächst eine Einführung in die Ökologie und den Aufbau einer funktionsfähigen Flussaue.

Zur Demonstration konnten als erster Stopp beispielsweise Relikte einer Weichholzaue begutachtet werden, welche vor allem aus Weiden und Erlen besteht und im Leipziger Auwald heute aufgrund von gehemmter Hochwasserdynamik und fehlender Überflutungsflächen leider nur noch selten vorkommt. Auch konnte hier mit der Sumpf-Wolfsmilch (Euphorbia palustris) das erste botanische Highlight bestaunt werden.

In der Folge ging es aber faunistisch zur Sache, indem René Sievert die in den Flussauen beheimateten Amphibien und Reptilien vorstellte und unter anderem einen detaillierteren Exkurs in die Systematik der Grünfrösche gab. Anschließend wurde der Fokus aber auf die eigentlichen „Papitzer Lachen“ im Naturschutzgebiet Luppeaue gelegt, bei denen es sich um ehemalige Lehmstiche handelt, die heute einen wertvollen Ersatzlebensraum für Moorfrosch, Rotbauchunke und Co. darstellen, wie sie ihn in der Aue mangels einer Auendynamik sonst natürlicherweise kaum vorfinden würden.

Zu einem Habitat dieser Qualität werden die Lachen vor allem durch die periodische Wasserführung, welche die unter natürlichen Bedingungen sonst regelmäßig vorkommenden Hochwasserereignisse simulieren und generell mehr Wasser in die Aue bringen soll. Bewerkstelligt wird dies seit den 1990er-Jahren durch ein Einlassbauwerk an der Weißen Elster, welches 2015 im Rahmen des Auenrevitalisierungsprojekts „Lebendige Luppe“ erneuert wurde, dem nächsten Exkursionspunkt. So kann ein Überfluten im Frühjahr und ein Trockenfallen in den Wintermonaten ermöglicht werden, was in vielerlei Hinsicht günstig ist. Zum einen bleiben die Gewässer so beispielsweise größtenteils fischfrei, was der Reproduktion der verschiedenen Lurche dienlich ist. Zum anderen lassen sich im trockenen Zustand die nötigen Pflegemaßnahmen durchführen, um den künstlich geschaffenen Lebensraum zu erhalten. Das ist vor allem das möglichst regelmäßige Entfernen aufkommender Gehölze, da die Gewässer von Natur aus verlanden und zuwachsen würden. Würde man der Verbuschung keinen Einhalt gebieten, drohen die Gewässer zu sehr beschattet zu werden, was sie für die wärmebedürftigen Amphibien unattraktiv machen würde Leider sind solche Maßnahmen zeitintensiv und teuer und müssen – da ehrenamtlich nicht im notwendigen Maße leistbar – finanziert werden.

Wieder mehr Tageslicht für ein Amphibiengewässer in Papitz, dank einer Gehölzentnahme. | Foto: Moritz Glüer
Wieder mehr Tageslicht für ein Amphibiengewässer in Papitz, dank einer Gehölzentnahme. | Foto: Moritz Glüer

Die Wirksamkeit der Aufwertungsmaßnahmen, die im Rahmen des Projekts „Lebendige Luppe“ organisiert worden waren, war bei der Besichtigung der ersten Lache zu sehen. Dieses Gewässer ist durch den Lehmabbau von schmalen Rippen durchzogen, die für die Laichablage aufgrund der langen und flachen Uferlinien sehr gut geeignet sind, aber auf denen sich regelmäßig Gehölze breitmachen, was eine Verschattung des nahezu ganzen Gewässers bedeuten würde. Hilfreich für die Amphibienentwicklung ist auch die schnelle Erwärmung im Frühjahr aufgrund der geringen Wassertiefe des Gewässers. Hier fand 2023 eine Entbuschung statt, sodass besonders geschützte Amphibienarten das Gewässer wieder zur Reproduktion nutzen können. Auch die Südufer der Lachen 12-Ost und 11 wurden dank Mitteln aus der „Lebendige Luppe“ Ende 2023 / Anfang 2024 freigestellt, so dass auch hier für eine bessere Besonnung gesorgt ist.

Die Exkursionsteilnehmer*innen bekamen dann auch gleich die Möglichkeit, die ersten rufenden Rotbauchunken und Grünfrösche vernehmen zu können. Auf der weiteren Wanderung erfolgte ein Abstecher zu einem Altwasser, von dem ausgehend man den weiteren ehemaligen Lauf der sogenannten Heuwegluppe im Gelände erkennen konnte. Zum audiovisuellen und olfaktorischen Höhe- und Schlusspunkt der Exkursion führte der Weg über den Lehmbahn-Damm zwischen den westlichen (Modelwitzer) Lachen. Hier wurden die Teilnehmenden von beiden Seiten mit einem einzigartigen, fast hypnotischen Unkenkonzert bei kräftigem Bärlauch-Aroma bedacht. Auch die von den Rufen der Tiere verursachten Wellen auf dem Wasser waren zu bestaunen. Bei ganz genauem Hinsehen konnten scharfe Augen sogar die Tiere selbst entdecken.

Mit dem Ende des Weges an der Grenze des Naturschutzgebiets war auch das Ende der Exkursion erreicht. Alle Teilnehmer*innen konnten selber erfahren, was das Ökosystem Flussaue ausmacht und dass es noch viele weitere Revitalisierungs- und Renaturierungsmaßnahmen braucht, um die Elster-Luppe-Aue wieder zu einer funktionsfähigen, eigendynamischen Auenlandschaft zu entwickeln, die wertvoller Lebensraum für  faszinierende Tier- und Pflanzenarten ist.

Moritz Glüer, Student FH Bernburg

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