Es ist der 18. Juni und damit bereits der 18. Tag des Molchmonitorings in den Papitzer Lachen. Seit Anfang Juni sind eine Studentin der Universität Leipzig sowie Mitarbeiter_innen des UFZ täglich an den „Teichen“ der Elster-Luppe-Aue unterwegs: Sie leeren Fang-Reusen und dokumentieren alle gefangenen Wasserlebewesen – aber besonders abgesehen haben sie es auf die Molche! Teich- und Kammmolche werden vermessen, gewogen und fotografiert – mit dem Ziel, einen Eindruck über den Bestand dieser Lurche in den Papitzer Lachen zu bekommen. Denn in den vergangenen Jahren mehrten sich die Befürchtungen von Naturschützer_innen, dass die Molche in den Lachen langsam verschwinden.
Ein Freund dauerhafter Stillgewässer: der Kammmolch
Neben der Rotbauchunke ist der Kammmolch eine der wertgebenden Arten der Papitzer Lachen. Kammmolche werden im Anhang der FFH-Richtlinie geführt, das heißt sie sind eine der Artengruppen, für die die Schutzgebiete im NATURA 2000-Netz eingerichtet werden. Auch das Leipziger Auensystem gehört zu diesem Lebensraumnetz. Der Kammmolch (Triturus cristatus) findet in den Papitzer Lachen einen idealen Lebensraum, denn er liebt offene Landschaften und besonnte, dauerhafte Stillgewässer mit einer reich verkrauteten Unterwasservegetation. Da diese Bedingungen auch von anderen Amphibienarten bevorzugt werden, sind Kammmolchvorkommen häufig Anzeiger für eine besonders artenreiche Amphibiengesellschaft. Der Kammmolch ist mit seinen 18 cm Körperlänge die größte heimische Molchart, aber auch die am stärksten gefährdete. Denn sein bevorzugtes Habitat, größere Feuchtgebiete mit unterschiedlichen Gewässern, ist selten geworden. Namensgebend ist der gezackte Rückenkamm des Männchens, der sich nur im Wasser in seiner vollen Ausbildung zeigt. Interessant ist auch das Paarungsverhalten: Da Molche keine Stimme haben, werben die Männchen durch Duftstoffe und Balztänze um die Weibchen. Der Kammmolch hat nur einen geringen Aktionsradius. Er hält sich bis zu sechs Monate lang im Wasser auf, Sommer- und Winterquartier sucht er nur wenige 100 Meter im Umkreis des Gewässers.
Gewicht, Größe, Foto fürs Protokoll und Abstrich fürs Labor
Mit extra aus Kanada eingeflogenen Fangreusen werden über etwa einen Monat lang die einzelnen Gewässer des Papitzer Lachenkomplexes untersucht – insgesamt 10 Reusen liegen für jeweils etwa 3 Tage in den verschiedenen Teichen. Kontrolliert und dokumentiert wird täglich. Die Wissenschaftler_innen halten alles genau fest: Jedes Individuum wird gemessen und gewogen, das individuelle Bauchmuster wird fotografiert, um Tiere bei späteren Fängen wiedererkennen zu können. Außerdem werden Abstriche von der Molchhaut genommen und im Labor untersucht. So will man herausfinden, ob der vielgefürchtete Chytridpilz, der für ein europaweites Amphibiensterben verantwortlich ist, auch die Amphibien der Papitzer Lachen bedroht. Natürlich werden die Tiere lebend gefangen – das Fangsystem basiert auf der Trichterform der Reusen, in welche die Tiere leicht hinein, aber schwieriger wieder herauskommen – und nach einer ausführlichen Untersuchung wieder freigelassen. Auch allerlei andere Wassertiere landen dabei in den Reusen: Gelbrandkäfer, Rückenschwimmer, Kaulquappen, Wasserspinnen und –schnecken… und man bekommt einen Eindruck davon, welche Räuber den Jungmolchen zu Leibe rücken. Nicht selten wird ein „angefressener“ Molch aus der Reuse geholt. Gut, dass Molche die Fähigkeit besitzen, komplett verlorene Gliedmaßen und Organe neu auszubilden!
Monitoring-Hund „Zammy“ kommt zum Einsatz
Die Reusen sind eine gute Methode, den Bestand der Molche in Gewässern zu erfassen. Doch dort halten sich die Tiere nur für einige Monate auf. Im Sommer verlassen die Molche das Wasser und sind im Sommer, Herbst und Winter an Land, unter Stein-, Laub- und Totholzhaufen zu finden. Um mehr über ihre Lebensräume und Strategien an Land zu erfahren, sind andere Untersuchungsmethoden gefragt. An dieser Stelle kommen Monitoring-Hunde ins Spiel. Sie werden darauf trainiert, die Molche an Land zu finden und möglichst störungsarm auf sie aufmerksam zu machen. Monitoring-Hund „Zammy“ war am 18. Tag des Molchfangs daher zu Trainingszwecken mit von der Partie. Vorerst wird er auf den Geruch der Molche konditioniert und lernt anhand von kurzzeitig an Land „ausgesetzten“ Tieren, diese zu finden. Beim Befehl „Check Molchi!“ weiß Zammy genau, was er zu tun hat: er erschnuppert den Molch und weist allein durch Schnauze und Augen auf den Aufenthaltsort des Molches hin – ohne zu bellen oder das Tier zu berühren.
Der nächste Schritt: Auswertung der Daten
Der Molchfang wird Ende Juni abgeschlossen sein, im Anschluss folgt die Auswertung hinsichtlich Anzahl und Merkmalen der gefangenen Exemplaren. Mit der Verteilung der Reusen im Gebiet soll auch untersucht werden, inwieweit sich der Einfluss von in die Lachen einströmendem Wasser (Einleitung aus der Weißen Elster) auf die Reproduktion der Molche auswirkt. Die erste Aussage nach den bisherigen Funden ist erstaunlich positiv: unverhofft viele Molche haben sich in den Reusen eingefunden – ein wahrer Grund zur Freude. Ergebnisse des Monitorings werden im Herbst 2018 erwartet. Mit einer Wiederholung der Molchfänge in den folgenden Jahren können außerdem Aussagen darüber getroffen werden, wie standorttreu Molche sind und welche Lachen von ihnen bevorzugt werden.
Lebendige Luppe bei der Langen Nacht der Wissenschaften am 22. Juni
Das Molch-Monitoring in den Papitzer Lachen wird im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitforschung des Projekts Lebendige Luppe durchgeführt. Über die Arbeiten der NaturwissenschaftlerInnen von Universität Leipzig und Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung UFZ kann man sich bei der Langen Nacht der Wissenschaften am 22. Juni informieren. An der Forschungsstation im Auwald (Alte Wache/Auwaldkran/Burgaue) ist auch das Projekt Lebendige Luppe mit Infostand und Ausstellung vertreten. Außerdem warten weitere Institutionen mit den Themen Fernerkundung: Unsere Wälder aus der Vogelperspektive, Baumkronenforschung, Mittelwaldwirtschaft und Auenlehm als fruchtbare Grundlage des Auensystems auf viele neugierige Besucher_innen.